Mittwoch, 18. Juli 2012

Sommerlockenglück

Zum ersten Mal färbe ich in diesem Jahr zwei wunderbare Lacegarne vom Atelier Zitron, "Filisilk", ein glänzendes Singlegarn aus Wolle und Seide und "Fil Royal" aus Babyalpaka, beide mit ca. 600 m Lauflänge auf 100g. Diese beiden Farbkombinationen sind gerade meine Favoriten:


Nun dürfen die Garne ausruhen und kommen im Oktober zusammen mit vielen Kameraden in den Shop. (Vorbestellungen nehme ich natürlich schon jetzt entgegen :-))

Mein allerliebstes Sommerprojekt ist in diesem Jahr aber das wunderbare Gotland-Wensleydale-Baby-Vlies, das ich bei Birgit gekauft habe.


Eines vorweg: so eine tolle Wolle habe ich noch niemals verarbeitet! Seht her, dies ist die Unterseite des frischen Vlieses - nicht ein einziger Fitzel Nachschnitt auf dem ganzen Vlies, da ist ein wahrer Profi am Werk gewesen!


Überhaupt ist die Wolle so sauber, als ob Birgit ihre Schafe im Wohnzimmer hält und abends vor dem Zubettgehen noch unter die Dusche schickt...

Wenn man die wilden Babylocken kardiert, bekommt man ein interessant gewelltes Batt:



Da diese weiche Pracht so schön glänzte, bin ich auf die Idee verfallen, 40% Seide einzukardieren, um dem Luxus die Krone aufzusetzen. Leider war die Verbindung aus dem Geringel der Locken und der aalglatten Seide verflucht schwer zu verspinnen, und immer wieder machten sich die Locken selbstständig und flutschten aus dem Garn heraus. Herausgekommen ist ein butterweiches Edelgarn mit einem leichten Bouclé-Effekt durch die eigensinnigen Locken:


Eigentlich habe ich das schöne Vlies ja zum Färben gekauft, aber es ist ja noch ein ganzer Berg Locken übrig...



Sonntag, 1. Juli 2012

Bilder vom Färbekurs

Auch in diesem Jahr habe ich wieder einen Kurs im Pflanzenfärben auf dem Gelände des Umweltzentrums Heerser Mühle angeboten - diesmal waren es elf Frauen und natürlich Unmengen an Material. So sah unser Ergebnis des fleißigen Freitagabends aus:


Alles geschnippelt und ausgekocht, das Material fertig eingeweicht in Eimern. Der Topf mit Stockrosenblüten hatte die erste Beladung bereits wieder ausgespuckt und war wie der Krapptopf für die Nacht befüllt:


Am Samstag ging es dann in die Vollen. Bei so vielen Frauen und Töpfen gab das ein herrlich buntes Durcheinander, das vor allem die Anfängerinnen gelegentlich etwas überforderte. 

Die meisten Teilnehmerinnen war "Topfbeauftragte" und kümmerten sich jeweils um einen Färbetopf. Dauernd rief also jemand "Die Goldrute kann beladen werden" oder "Wem gehört dieser Strang mit der ovalen Perle?" Da jede Frau einen eigenen Wäscheständer mitgebracht hatte und alles, was in den Töpfen verschwand, mit Perlen, Kabelbindern oder Filzkugeln eindeutig gekennzeichnet war, hatten wir in diesem Jahr zum ersten Mal zum Schluss kein herrenloses Färbegut.  

Gefärbt haben wir mit
  • Goldrute (die besondere aus Birgits Garten, die zuverlässig zitronengelb färbt)
  • Walnussblätter
  • Rainfarn
  • Arnattosamen
  • Krapp
  • Rote Zwiebelschalen (von Elke - danke nochmal!)
  • Schachtelhalm
  • Indigo
  • schwarze Stockrosen
Nur mit Cochenille haben wir in diesem Jahr ein furchtbares Pech gehabt: Die 150g Cochenilleläuse ergaben lediglich einen rosagrauen Schlamm, der die Probewolle einfach nur verschmutzte.

Durch das Fehlen der Cochenilletöne war unser Farbspektrum diesmal sehr sonnig, zumal fast alle Teilnehmerinnen etwas im Arnattotopf hatten. Seht selbst:





Mittagessen und Cappuccino gab es natürlich wieder bei Frau Geber im Mühlencafe:


Die Indigoküpe wurde in diesem Jahr zum ersten Mal von Birgit geführt, eine Hydrosulfit-Soda-Küpe, die ein traumhaftes dunkles Blau ergab, das kaum ausblutete:




Am Abend waren natürlich alle total platt, aber die Wäscheständer voll mit den feinsten Sachen:



Der arme Simon, der sich eigentlich mit seinem Kumpel zum Spielen verabredet und dann versetzt worden war, ist den ganzen Tag sooo brav gewesen und hat mitten im Frauengewimmel gelesen und gespielt (danke, mein Floh!) ...


... während diese beiden Flüchtlinge aus dem benachbarten Hühnergarten laut piepsend zwischen den Wäscheständern herumliefen und großes Glück hatten, dass niemand auf sie getreten ist:


Danke Mädels, auch wenn ich heute das Gefühl habe, unter eine Straßenwalze gekommen zu sein, es war sooo toll mit euch und ich freue mich schon jetzt auf eine Wiederholung!