Sonntag, 2. August 2015

Lieblingsgestrick

Es begann im vorigen Jahr mit einer Solarfärbung, die aus einem Strang Trekking vom Atelier Zitron, übriggebliebenen Blauholzspänen vom Färbekurs und ein paar Färberkamilleblüten aus dem Garten bestand. Da wir zu dem Zeitpunkt mitten in der Umzugsphase steckten, stellte ich das Glas in eine Ecke und vergaß es. Als ich es wiederfand, sah die nasse Wolle aus wie einer dieser Putzlumpen, mit denen ich täglich auf der Baustelle hantierte. Aber wie staunte ich, als der Strang getrocknet war! Ein Traum!


Die Farben hatten nichts mit Lilablau und Knallgelb zu tun, so wie man es bei den beiden verwendeten Farbstoffen eigentlich hätte erwarten können. Stattdessen Erdtöne, lebendiges Grau in vielen Schattierungen, Dunkelblau und ein sanftes Oliv.
Ich strickte daraus Socken für Martina, die Erdiges zu schätzen weiß.


Jede einzelne Masche war eine Überraschung und das Ganze so stimmig, dass aus dem Rest der Wolle gleich noch ein paar Stulpen entstanden:


Diese Stulpen passen wie kleine Chamäleons zu vielen Teilen meiner Garderobe und sind häufig im Einsatz. Schnell war klar: Eigentlich hätte ich gern in diesen Farbtönen noch einen kurzen Poncho oder einen Kragen. Ob sich so eine Überraschungsfärbung wohl duplizieren ließ? Einen Versuch war es wert. Und so füllte ich ein Glas mit drei Strängen Wolle-Seide, Blauholzspänen und Färberkamille:


Nein, es klappte nicht auf Anhieb. Zuerst war zu viel Blau im Garn und ungefärbte Stellen. Dann fürchtete ich, dass allein durch die Bewegung des Glases alles gleichmäßig Blau werden würde. Blauholz kann ja ziemlich dominant sein :-)
Erst nach einem weiteren mehrwöchigen Bad ohne Blauholz und mit einer größeren Menge Färberkamille war ich zufrieden:


Als Muster wählte ich den Victorian Neck Cozy , auf den ich schon lange ein Auge geworfen hatte, weil er von oben gestrickt wird. Ich habe ihn um einen Musterchart mit den entsprechenden Zunahmen verlängert, damit es kein Kragen, sondern ein Kurzponcho wurde, der auf Höhe der Armbeuge endet.



Die Färbungen sind nicht ganz identisch geworden, was auch damit zu tun hat, dass ich zwei verschiedene Materialien gefärbt habe. Aber sie passen perfekt zusammen!


Seit dem Winter trage ich den kleinen Poncho nun, mal mit und mal ohne Stulpen. Gerade jetzt im Sommer, wenn wir abends lange draußen sitzen, tut er mir gut. Die Länge und der Schnitt sind ideal, denn man hat die Arme frei und trotzdem warme Schultern - praktisch beim Filzen, Brotbacken, Abspülen, Unkraut jäten...

2 Kommentare:

  1. hm, ja, das wiederholen von faerbungen - hat bei mir eigentlich auch noch nie so 100pro geklappt:) wobei ich vor ein paar tagen auch ueber so ein verstecktes glas gestolpert bin. hinter den neuen regalen im schuppen - stand ein glas mit mahonienbeeren in essig... ohne garn drin! gesehen hab ich es nun, bloss drankommen muss ich noch:) ob das noch was taugt - bleibt herauszufinden! deine faerbung ist jedenfalls sehr gelungen, finde ich! ich faerbe in diesem jahr fast garnichts, das wetter ist einfach nur mist und eigentlich waechst nur giersch so richtig gut:(
    viele gruesse von der herbstlichen gruenen insel
    Bettina

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