Sonntag, 28. August 2016

Die Krapp-Verblüffung...

... oder: Immer schön das Kleingedruckte lesen!

Schon lange wollte ich einmal das Krapprezept von Kremer-Pigmente ausprobieren. Als es dann soweit war, stellte ich fest, dass ich keinen Essig zum Absäuern der Flotte im Haus hatte. Dafür aber jede Menge Zitronensäure, die ich eigentlich lieber verwende, weil sie nicht so stinkt.

Statt Alaun habe ich zum Beizen wie üblich Kaltbeize AL verwendet. Da ich Krapp immer kalt färbe, war die lange Färbedauer von zwei Tagen für mich nicht ungewöhnlich. Die Farbkraft der Flotte war stark, allerdings wunderte ich mich über das Ergebnis: ein intensives Orange!



Die Farbtöne waren fantastisch, aber warum orange? Hatte ich etwas falsch gemacht? War die Zitronensäure schuld? Oder das Krapppulver? So konnte es auf jeden Fall nicht weiter gehen. Da ich Rot haben wollte und gerade nicht so viel Orange benötigte, brach ich das Experiment nach zwei Zügen ab. Wie üblich ließ ich alles trocknen und lagerte die gefärbten Fasern erst einmal ein.

Die Hitze der letzten Tage ließ mich etwas früher als sonst mit der jährlichen Wollwäsche beginnen. Ein bisschen wunderte ich mich bereits, als ich die Krappfärbungen im Wasser liegen sah. So dunkel und intensiv? Das war doch dieses merkwürdige Kremer-Orange gewesen. Seltsam.
Getrocknet auf dem Wäscheständer dann die totale Verblüffung: Wunderbares sattes, tiefes, klares Krapprot - einfach toll!




Glücklicherweise hatte ich die Proben der Rohwolle bereits ungewaschen abgeheftet und konnte die Farbtöne nun direkt vergleichen. Der Unterschied: Umwerfend!



Auf der Suche nach der Lösung des Krappmysteriums stieß ich wieder auf das Kremer-Rezept. Und siehe da: "Die Färbedauer beträgt 2 Tage und 2 Nächte. Danach wird das Garn einfach herausgenommen und getrocknet. Erst dann wird es in normalem Leitungswasser mehrere Male, gerne auch mit einem geeigneten Wollwaschmittel, ausgewaschen... Das eher orangerot wirkende Stück Garn ist noch nicht gewaschen." (Quelle: http://kremer-pigmente.de/krapp-faerbung.htm)

Menno! Hätte ich das doch nur vorher richtig durchgelesen! Dann hätte ich die Färberei nicht abgebrochen und würde nun in Bergen tiefroter Wolle schwelgen!
Mein Fazit: 1. Erst lesen, dann handeln. 2. Ja, das Rezept von Kremer funktioniert super! Nur die starke Alaunbeize würde ich weglassen. Das schafft die Kaltbeize AL viel umweltschonender.
Krapp ist noch da. Und der Färbesommer ist ja nicht vorbei...

Montag, 22. August 2016

Schnittgutverwertung nach Färberinnenart

Im Elterngarten war der jährliche Sommerschnitt fällig. Dieses Blutpflaumen-Ungetüm steht beim Nachbarn und droht damit, die Weltherrschaft zu übernehmen. Meine Eltern versuchen das von ihrer Zaunseite aus zu verhindern.


Neben einem Berg Schreddergut fiel dabei ein Glühweintopf voll Blätter fürs Färben ab. Die Blätter lassen sich bei Blutpflaumen bequem ästeweise abstreifen, so dass die Ernte schnell geht. Das Ergebnis der blutrot gefärbten Flotte waren drei Züge Grün in diversen Schattierungen:


Die zwei großen Dahlien, die den Sitzplatz auf der "Rentnerbank" einrahmen, blühen schon eine ganze Weile. Da wurde es Zeit, die verwelkten Blüten auszuputzen und zu verwerten:


rosa Dahlienköpfe färben Wolle strahlend orange

Merke (frei nach Eule und Nachtigall): was dem einen sein Biomüll ist dem anderen sein Färbeglück!